Kein Reisebericht aus Burma ohne Fotos von dekorativen Mönchen in roten Roben mit Papierschirm vor einem Tempel. Stimmt so – fast!
Auch wenn es nicht so ist, dass man in Myanmar auf Schritt und Tritt über Mönche stolpert – sie sind präsent, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land. Unübersehbar in ihren roten oder orangen Roben, wandeln sie in den Strassen. Oder sitzen auf dem Töff, tippen auf dem Handy, beten in der Pagode, löffeln Suppe. Etwas essen dürfen sie allerdings nur vormittags. Die Speisung der Mönche im Kloster ist an manchen Orten sogar zum Spektakel für Touristen geworden, man kann Packages mit Süssigkeiten kaufen und sie verteilen. Nach einem vorsichtigen Augenschein liess ich mir aber weitere Fütterungen gerne entgehen. Irgendwie hats extrem was von Zoobesuch.
Jeder kleine Burmese sollte einmal im Leben Mönch sein. Für ein eine Woche oder auch länger. Der Tag, an dem ihm der Kopf geschoren wird, ist ein Ehrentag. Diese zukünftigen Mönche, hier noch im festlichen Polyester-Outfit samt weissen Strümpfen (bei 35 Grad im Schatten und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit), haben wir auf der Strasse angetroffen. Zehn Schritte hinter ihnen folgten Mama und Papa, ebenfalls festlich herausgeputzt.
Mönchsroben sind dann was ganz anderes. Sie sind schlicht, rot, orange, safrangelb; die Farbe hat anscheinend keine spezielle Bedeutung. Gesehen habe ich vor allem die rote Variante. Der berühmte Aufstand der burmesischen Mönche 2007 gegen die Militärdiktatur wurde von den Medien trotzdem „Safran-Revolution“ getauft.
Es ist rätselhaft, wie die Tücher drapiert werden, aber irgendwie funktioniert es.
Und… hält! Selbst auf dem Töff.
Fast neunzig Prozent der Burmesen sind Buddhisten, und sie nehmen ihre Religion und ihre Mönche sehr ernst. Die Klöster erfüllen auch eine wichtige soziale Funktion. In einem Kloster in der Nähe von Sagaing beispielsweise finden Waisenkinder ein neues Zuhause, Schulunterricht – und einen Fernseher.
Nein, sie lauschen keinem weisen Gelehrten.
Sondern so
Das Schulzimmer ist eher rudimentär… und das Badezimmer outdoor:
Ihm war der TV-Apparat sowas von schnurz. Er hat hingebungsvoll gezeichnet.
Und diese beiden hatten Chäferfäscht mit einer zum Trocknen aufgehängten Robe.
Antreten zur Speisung… Das übliche Bild. Im Land leben immerhin ungefähr eine halbe Million Mönche. Mit Papierschirm in der Hand hab ich allerdings keinen einzigen gesehen. Ich bin inzwischen überzeugt, dass diese Papierschirme nur noch für Tourismuszwecke hergestellt werden.
Eine ganz reizende Szene am Rande: Mönchlein tröstet Mönchlein. Der Kleine rechts hat geweint.
Dieser ältere Herr beschriftet Geschirr mit dem Namen des Klosters, indem er die Spitze eines Nagels in die Metalloberfläche treibt. Hammerschlag für Hammerschlag entsteht Buchstabe für Buchstabe.
Burmesische Schrift ist extrem schön, aber auch kompliziert und mit fast doppelt so vielen Buchstaben gesegnet wie unser Alphabet. Anscheinend lernen die Kleinen im Kindergarten nichts anderes, als Kreise zu malen, damit sie später mal eine schöne Handschrift haben.
Zurück zu den Mönchen. Ihr Job ist es unter anderem, geistliche Schriften vorzulesen. Zu bestimmten Zeiten geschieht dies 24/7 im Schichtbetrieb. Die Mönche dürfen ihren Einsatz nicht verpassen, denn die Lesung wird mit Lautsprechern, die in den Bäumen hängen, live ins Dorf übertragen.
Übrigens, Nonnen gibt es natürlich auch, allerdings einiges seltener als Mönche. Die Nonnen unterscheidet man an ihren pinken Roben von den Mönchen, jedenfalls nicht an der Frisur…
Handys. Sie sind definitiv weiter verbreitet als Papierschirme.
Nach so viel Rot freut man sich auch über etwas Grau. Sehr sogar, denn ich hatte noch nie Elefanten so nahe und ohne Gitter zwischen mir und dem Rüssel gesehen wie hier, in einem Dorf am Irrawaddy-Fluss, etwa 10 Kilometer vor Bhamo im Norden des Landes.
Noch bis vor kurzem gab es in Burma Tausende von Elefanten, die darauf trainiert waren, Teakholz-Stämme zum Irrawaddy-Fluss zu schleppen, wo das Holz dann verschifft wurde (sogenannte Logging Elephants, die auch im berühmten Buch „The Glass Palace“ von Amitav Ghosh eine wichtige Rolle spielen). Neuerdings ist die Ausfuhr von unverarbeitetem Teak jedoch verboten. Das heisst, es gibt eine Menge arbeitsloser Elefanten, die einfach freigelassen werden. Ein Problem, denn sie kommen wieder zu den Dörfern zurück, um sich dort was zu fressen zu holen, wo sie jahrelang gefüttert wurden.
In diesem Dorf werden Elefanten weiterhin als Touristenattraktion gehalten, und man kann sie auch reiten.
Es ist beeindruckend zu sehen, wie die riesigen Tiere den winzigen Menschen auf ihrem Rücken gehorchen. Die Steuerung befindet sich, sozusagen, hinter den Ohren der Elefanten und wird barfuss bedient.
Bei einer kleinen Logging-Show wird gezeigt, wie das mit dem Teakholz gemacht wurde.
Nachwuchs wäre eigentlich da… Aber eben. Arbeitselefanten werden nicht mehr gebraucht.
Prost. …und immer schön sauber bleiben.
Den ersten Teil der Reise durch Burma gibt’s hier: www.mittwochs.ch/burma-3300030000/
Den dritten Teil finden Sie hier: www.mittwochs.ch/33-fakten-ueber-burma-die-sie-erstaunen-werden/
Allerwundervollst, liebe Karin!
So wie Burma halt 😉
1A Reiserepo. Extrem appetitanregend. Informativ und unterhaltsam. Kurz: Lesegenuss vom Feinsten.
Und das aus berufenem Munde. Danke!
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