Portugal

In Lissabon

Ich war mit meinem Bruder und meiner Kamera ein paar Tage in Lissabon und habe viel, viel fotografiert. Von dieser Kurzreise sind hier auf mittwochs.ch zwei Berichte zu finden: Oceanário de Lisboa und dieser Blogbeitrag hier mit Sehenswürdigkeiten aus Portugals Hauptstadt.

1) Torre de Belém / Turm von Bethlehem

Belém – portugiesisch für Bethlehem – ist seit 1885 ein Stadtteil von Lissabon und liegt ein paar Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Belém wurde 1755 vom grossen Erdbeben weitgehend verschont; die meisten historischen Bauten, die vor dem Beben gebaut wurden, sind dort zu sehen: So auch der Torre de Belém.

Der Turm stand früher im Mündungstrichter des Tejo, durch Aufschüttungen ist er heute jedoch nur noch ein paar Meter vom Ufer entfernt und über einen kleinen Steg zu erreichen. Er war ursprünglich Teil eines Verteidigungssystems, zu dem auch eine Schiffsflotte auf Abruf und ein Zwillingsturm auf der anderen Seite des Flusses gehörte. Feindliche Schiffe konnten so ins Kreuzfeuer genommen werden. Und das System scheint funktioniert zu haben: nach dem Einrichten dieser Verteidigung wurde die Stadt für rund 30 Jahre von seeseitigen Plünderungen verschont.

Der zweite Turm steht heute nicht mehr; er wurde 1755 durch das Beben zerstört und nicht wieder aufgebaut. Die Überreste seien zu sehen, aber meine Kurzsichtigkeit und das schlechte Wetter machten dem einen Strich durch die Rechnung.

Der Torre de Belém ist ein Wahrzeichen Lissabons, hat eine bewegte Geschichte und viele Eigenheiten, Fakten und Anekdoten, die sich zu erwähnen lohnten. Seit seiner Fertigstellung 1521 diente er unter anderem als Festung, Leuchtturm, Gefängnis und Telegrafenstation. Aber das würde den Rahmen eines Beitrages bei Weitem sprengen. Für mehr Informationen lohnt sich ein Besuch der offiziellen Homepage. Infos dort gibts auf Portugiesisch und Englisch.

Was dort allerdings nicht dokumentiert ist, ist ein Fakt der mich beeindruckte: Wie bei den meisten Touristenmagneten stehen auch dort viele Strassenverkäuferinnen und Verkäufer. Bei unserer Ankunft regnete es und uns wurden Pelerinen und Schirme angeboten. Als wir den Turm etwas später wieder verliessen, machte der Regen eine kurze Pause – und schon wurde das Sortiment diesem Umstand angepasst: Statt dem Regenschutz gabs nun Tücher und Selfie Sticks. Nicht übel.

Und nun noch die Bilder. Schwarz-Weiss schien mir wegen des Wetters passend und die negative Vignettierung bringt einen Hauch Vergilbtheit. Habe die bis anhin noch nie benutzt. Auf den beiden obersten Stockwerke konnten wir leider nicht fotografieren – die waren wegen Renovation geschlossen.

Torre de Belém, Schwarz-Weiss-Fotografie mit einer Gesamtansicht des Turmes

Torre de Belém

Torre de Belém; Gewölbe im Erdgeschoss mit alten Geschützen.

Gewölbe im Erdgeschoss mit alten Geschützen

Terrasse des Torre de Belém; Schwarz-Weiss-Fotografie der Statue «Unserer Lieben Frau der sicheren Heimkehr»

Terrasse des Torre de Belém / Statue «Unserer Lieben Frau der sicheren Heimkehr»

Fassade des Torre de Belém mit dem Balkon des zweiten Stocks

Fassade des Turmes

Torre de Belém. Blick auf die Terrasse aus dem zweiten Stock.

Blick auf die Terrasse und auf den Rio Tejo

Torre de Belém; Sitznische.

Torre de Belém; Schwarz-Weiss-Fotografie der Wendeltreppe.

Die Wendeltreppe

2) Mosteiro dos Jerónimos / Hieronymitenkloster


In Gehnähe zur  Torre de Belém liegt auch das Hieronymitenkloster, das irrtümlich oft einfach «Hieronymuskloster» genannt wird. Ging mir aber auch so – und wer kann es einen verdenken? Hi-e-ro-ny-mit-en-klos-ter – was für ein Name.

Item.

Das Kloster wurde von König Manuel I. «der Glückliche» in Auftrag gegeben – kurz nachdem Vasco da Gama von seiner ersten Indienreise zurückkehrte. 1501 wurde mit den Arbeiten begonnen, hundert Jahre später, 1601, war das Kloster dann fertig. Finanziert wurde der Bau grösstenteils aus den Einnahmen des Überseehandels, der Portugal unter Manuel I. eine Blütezeit bescherte. Bis 1834 beherbergte das Kloster den Orden des Heiligen Hyeronimus.

Die Bauten dieser Zeit werden oft dem Baustil der Manuelinik zugeschrieben – ein Stil, der laut Wikipedia der Spätgotik zugeordnet werden kann. Die meisten dieser Bauten wurden jedoch 1755 durch das Erdbeben zerstört. Noch erhalten sind der Torre de Belém, das Hieronymitenkloster, das Kloster von Batalha und der Kapitelsaal (Versammlungsort einer klösterlichen Gemeinschaft) des Christusklosters in Tomar.

Das Hieronymitenkloster ist riesig und beherbergt mehrere Museen, besucht haben wir lediglich die Kirche, in der 21 Mitglieder portugiesischer Königsfamilien beerdigt sind. 1880 wurden auch die sterblichen Überreste Vasco da Gamas hier beigesetzt, sowie ein symbolisches, leeres Grab für Luís de Camões. Letzteren kannte ich bis anhin nicht, aber er sei einer der bedeutendsten Dichter Portugals und der portugiesischen Sprache gewesen.

Anbei die Fotografien: Das Kloster, bzw. die Kirche von aussen, innen und die zahlreichen Touristen darin und darum.

Kirche des Hieronymitenklosters, Fotografie des symbolischen Grabes von Luís de Camões

Kirche des Hieronymitenklosters, Fotografie des symbolischen Grabes von Luís de Camões

Kirche des Hieronymitenklosters, kunstvoll verziertes Kirchenfenster

Kunstvoll verziertes Kirchenfenster

Kirche des Hieronymitenklosters, Kirchendecke

Die Kirchendecke

Kirche des Hieronymitenklosters, Gang zwischen den Kirchenbänken mit dem Eingang der Kirche

Kirche des Hieronymitenklosters, das Grab von Vasco da Gama

Grab von Vasco da Gama

Kirche des Hieronymitenklosters, Aussenfassade der Kirche

Aussenfassade der Kirche

3) Altes Expo-Gelände in Lissabon

Im Osten der Stadt, am Ufer des Tejo, liegt das alte Expo-Gelände, das heute meistens mit dem Namen «Park der Nationen» genannt wird. Aus Erfahrung mit anderen Weltausstellungen – die entweder abgerissen wurden oder schlicht verrotteten – wurde ein Grossteil der Gebäude der Expo 98 bereits vor der Ausstellung verkauft und für eine Nachnutzung konzipiert:

Seit 2013 ist der «Parque das Nações» eine eigene politische Gemeinde Lissabons, in der zur Zeit ca. 28’000 Menschen leben. Anbei ein paar architektonische Eindrücke.

Lissabon, Expo-Gelände, Dach und Konstruktion des Bahnhofs Oriente

Lissabon, Expo-Gelände, Dach und Konstruktion des Bahnhofs Oriente

Alte Expo-Gelände Lissabon, Bahnhof Oriente

Bahnhof Oriente

Der Bahnhof Oreiente als Spiegelung in einer Gebäudefassade

Architektonisches Detail in der Nähe des Ozeaneums in Lissabon

Architektonisches Detail in der Nähe des Ozeaneums in Lissabon

Architektonisches Detail in der Nähe des Ozeaneums in Lissabon

Dieses Bild wurde im Rahmen eines kleinen Wettbewerbes prämiert und an der Photo 17 in Zürich ausgestellt.

Lissabon, Wasserspiel auf dem alten Expo-Gelände

Lissabon, Wasserspiel auf dem alten Expo-Gelände

Lissabon Oriente, Hausfassade

Lissabon Oriente, Hausfassade

Expo 98, der portugiesische Pavillon

Expo 98, der portugiesische Pavillon

Expo 98, Möwe beim portugiesischen Pavillon

4) Spaziergang durch die Altstadt LissabonsPraça do Comércio, Justizministerium, Castelo, Praça Dom Pedro IV und Ausblick vom Elevador de Santa Justa.

Wer – wie ich vorher – noch nie dort war: Mir hat Lissabon extrem gut gefallen. Die Menschen sind sehr hilfsbereit und höflich, die Stadt bietet unheimlich viel an Sehenswertem und ist ab dem Flughafen Zürich in nur ca. drei Flugstunden erreichbar.

Berührt hat mich die Armut; wenn man Nachts unterwegs ist, einen aufgespannten Regenschirm in einer Ecke stehen sieht und auf den zweiten Blick ein paar Beine, die darunter verschwinden. Das sind Bilder, die ich von hier nicht mehr gewohnt bin. Und ich habe mich manchmal geschämt, daneben mit ein paar tausend Franken teurem Equipment zu fotografieren. Auf diesen Umstand war ich nicht vorbereitet.

Wenn die Stadt in einem Wort beschreiben müsste, wäre «Kontrast» sicherlich in der engen Auswahl. Aber geht hin und macht euch eure Bilder. Danke fürs Lesen, viel Spass mit den Fotografien und ich hoffe der Bericht hat gefallen.

Blick vom Praça do Comércio auf den nebligen Tejo

Blick vom Praça do Comércio auf den nebligen Tejo

Lissabon, Fotografie von einem kleinen Platz in der Nähe des Castelos

Lissabon, Fotografie von einem kleinen Platz in der Nähe des Castelos

Fotografie vom Brunnen auf dem Praça Dom Pedro IV

Fotografie vom Brunnen auf dem Praça Dom Pedro IV

Ausblick vom Elevador de Santa Justa auf die Kirche

Ausblick vom Elevador de Santa Justa auf Lissabon

Ausblick vom Elevador de Santa Justa auf Lissabon

Lissabon, die Arkaden des Justizministeriums

Lissabon, die Arkaden des Justizministeriums

Siehe auch Oceanário de Lisboa

©  Text und Bilder: Manuel Castellote – Grafik und Illustration aus Bern www.manuele.ch

5 Comments

  1. Karin says

    Ja, hat gefallen! Eine sehr spezielle Stimmung hast du in deinen Fotos eingefangen. Und ich nehme LIssabon sofort auf meine Liste der zu besuchenden Städte. Vielleicht im Sommer? Mit knallbunten Kontrast-Fotos 🙂

    • manuele says

      Danke Karin und ja: Lissabon lohnt sich auf jeden Fall. Ich reise relativ selten, aber wenn, dann versuche ich die Erwartung nicht in den Koffer mitzupacken. Ich freue mich auf deine Fotos und wünsche dir besseres Wetter als wir es hatten.

  2. Franziska Hidber says

    Mir gefällt der Hauch von Melancholie in den Bildern. Schön! Karin, im September/Oktober ist das Licht phantastisch und die Luft von berauschender Klarheit – so hab ich es bereits dreimal erlebt, was natürlich noch keine Garantie ist;-)

  3. Fatima says

    Danke für die Reiseinspiration! Franziska, schon dreimal! Wow!

  4. Franziska Hidber says

    Davon aber einmal nur kurz – Zwischenhalt auf dem Rückweg von der Algarve zum Flughafen. Da fand gerade der Marathon über die Brücke Vasco da Gama statt – ein sehr farbenfrohes Bild.

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