Wandern

Wandern in Madrid

Von Barbara Aschwanden. Höhepunkte eines jeden Besuchers, der nach Madrid reist, sind der Museo del Prado, die Plaza Mayor, Cibeles, oder la Puerta de Sol. Aber kommt jemand auf die Idee, hier zu wandern? Natürlich nicht in der Stadt, auch wenn es häufig auf- und abwärts geht, aber in der umliegenden Gegend? Die Sierra de Guadarrama, gleich nördlich der Stadt, ist ein Paradies für Wanderer, Kletterer und alle die die wunderschöne Natur geniessen möchten.
Der Parque Nacional de la Sierra de Guadarrama, mit fast 34’000 ha geschützter Fläche, bietet für jedes Wanderherz etwas: Peñalara, Siete Picos, La Bola del Mundo, Maliciosa – alle habe ich schon mindestens einmal bestiegen.

Peñalara, 2‘428 m, höchster Berg der Guadarrama

La Bola del Mundo, 2’265 m, (Foto von Maliciosa aus aufgenommen)

La Maliciosa 2’227 m

Am meisten angetan hat es mir aber die Gegend um Manzanares el Real. Manzanares el Real ist ein Dorf mit ungefähr 8‘600 Einwohnern etwa 42 km von Madrid entfernt. La Pedriza mit ihren 3‘200ha liegt im geschützten Teil der Guadarrama und ist die grösste Granitformation Europas. Natürlich hat es in der Gegend auch sehr viel Wald und Wiesenflächen, vor allem am Fluss Manzanares entlang. Was aber dieses Gebiet so spannend macht, sind die grossen Felsbrocken, die es zu überwinden gibt und daher bei Kletterer und Boulderer beliebt sind. Es gibt für jeden etwas, von der einfachen Familienwanderung entlang des Flusses bis zur anspruchsvollen Tour, die mehrere Stunden dauert.

Der Einstieg in die Pedriza zur Gran Cañada

Dem Weg entlang

El Indio

Ich nenne diese Route auch ‚Die Tierwanderung‘. Nicht nur wegen der vielen Berggeissen, die unterwegs anzutreffen sind, sondern vor allem wegen der vielen Felsen die Form von Tieren haben. In der Pedriza gibt es etwa fünf verschiedene ‚Elefanten‘ und unzählige ‚Schildkröten‘. Der berühmteste Fels ist sicherlich ‚Die Schnecke‘.

El Pulpo

El Caracol

La Tortuga y el Elefante

Bis zur Gran Cañada dauert die Wanderung etwa eine Stunde. Der Weg ist relativ einfach. Danach beginnt das grosse Klettern. Hilfe, wie etwa Stahlseile oder Haken sucht man vergebens, dafür kommen Hände, Füsse, Knie und der Hintern zum Einsatz. Gefährlich ist es eigentlich nicht, da der trockene Stein griffig ist. Aber gutes Schuhwerk ist ein Muss! Nach ungefähr weiteren zwei Stunden Kletterweg kommen die beiden erwähnten Routen zusammen. Die Südseite ist eine beliebte Kletterroute von etwa 150 Meter Länge. Wir nahmen jedoch die Nordseite, den Weg via La Gran Grieta oder auch la chimenea genannt – ein enger Kamin, der seitwärts hochgeklettert werden muss.

Die Südseite (im Kreis: ein Kletterer)

Eingang zur ‚Chimenea‘

Mittendrin (bereits wieder im Abstieg)

Aussicht von oben (Madrid im Hintergrund)

Verdiente Pause etwas weiter unten

Der Abstieg: Am Fuss des Nordhangs

Der Abstieg war viel leichter. Am Fuss des Nordhangs entlang verläuft ein Weg Richtung Süden, ein wunderschöner Grasweg, der sich weiter unten in die bereits erwähnte Geröllhalde verwandelt. Da ich keine Lust hatte, diese bis El Tranco ‚hinunterzurutschen‘ und dann von dort aus noch die zwei Kilometer der Strasse entlang zurück ins Dorf zu laufen, schloss sich hier unser Kreis und wir kehrten via Gran Cañada zurück. Müde, mit ein paar Schrammen und zerrissener Hose (nicht meine, aber die eines meiner beiden Begleiter) aber glücklich erreichten wir nach gut 7 Stunden wieder Manzanares el Real, wo uns das kühle Bier im Restaurant am Dorfplatz erwartete.

Wandern ist in Spanien sehr beliebt. Die Wege sind jedoch nicht immer ganz so gut gekennzeichnet wie in der Schweiz. Obwohl in dieser Hinsicht Fortschritte gemacht wurden, ist es nicht empfehlenswert, vor allem in der Pedriza, auf eigene Faust loszugehen, wenn man die Gegend nicht kennt. Vor Jahren bin ich auf eine internationale Wandergruppe gestossen, die von einem jungen amerikanischen Paar geleitet wurde. Die Gruppe hatte Mitglieder jeden Alters aus 40 verschiedenen Ländern. Es heisst, die Gruppe sei die beste in Madrid! Für nähere Auskünfte siehe weiter unten. Vielleicht sehen wir uns mal ja – bis dann, sagen wir einfach mal: Buenas Rutas!

Zur Person:
Mein Name ist Barbara Aschwanden und ich wuchs in Sargans auf. Nach einem zweieinhalbjährigen Aufenthalt mit Weiterbildung in England lebe ich seit 10 Jahren in Madrid, wo ich Englisch an der Universität Carlos III Madrid und in verschiedenen Firmen unterrichte. Vor sechs Jahren stiess ich zur im Text erwähnten Wander- und Sprachaustauschgruppe Hiking Madrid und übernahm diese zwei Jahre später mit einem kanadischen Kollegen. Gut ein Jahr später zwangen mich jedoch berufliche Weiterbildung und eine nicht-heilen-wollende Fussverletzung kürzerzutreten. Die Gruppe besteht nicht nur weiterhin, sondern ist sogar häufiger unterwegs – jedes Wochenende freitags, samstags und sonntags (manchmal zwei verschiedene Routen) und auch privat während der Woche und dies von September bis Juni – je nach Wetter. Mehr Info erhalten Sie unter: www.hikingmadrid.com oder direkt via e-mail hikingmadrid@hikingmadrid.com (in Englisch oder Spanisch).